Sonntag, 29. Dezember 2013

Unboxing is over...

Stimmt´s, Sie leiden unter Entzugserscheinungen? Sie haben immer wieder auf dieser Seite nachgeschaut. Vergeblich. Sie waren kurz davor mir entrüstet zu schreiben. Sie haben mich vermisst. Mich und meine größeren oder kleineren Beiträge auf dieser home-sweet-home-Seite.
Wissen Sie auch, warum kein noch so kleines Textchen, kein noch so winziges Bildchen die letzten Tage erschienen ist? Die liebe Autorin war im Weihnachtsrausch! Ja, im Geschenkfieber, beim Einpack-Marathon, beim Weihnachts-dauer-feiern, im permanenten Kochduell und beim Küchenputz. Und nun, auf einmal, wieder Zeit und Raum. Denn...unboxing is over. Unboxing... ich sehe Ihre Augenbrauen fragend nach oben schnellen. Ja, so heisst das offizielle Schlagwort, wenn per Video clip in erster Linie das Auspacken eines  elektronischen Gerätes gezeigt wird. Ich finde das Wort passt auch wunderbar auf das Auspacken von Geschenken. Wir haben übrigens auch beleuchtete Geschenke gehabt, die wir "aus der Box geholt haben". Vielleicht müsste es für Weihnachten modifiziert heißen : "unchristmasboxing" oder "christmasunboxing"?  Wie ich es überhaupt liebe neue Worte zu kreieren, aus Substantiven überraschende Verben zu gestalten und umgekehrt. Z.B. vermilche ich meinen Kaffee und kann das vercognacen von Soßen nur sehr empfehlen.
Was ich an Weihnachten übrigens mehrfach getan habe. Denn es gab leckere Schmausereien mit dem Ergebnis runder Bäuche im Familienkreis und solidarischer Ächtung der Badezimmerwaage.
Ja eigentlich sind wir von einer Mahlzeit in die andere gefallen, der Tisch war gerade abgedeckt, da wurde er schon wieder eingedeckt. Die Spülmaschine hat schon komische Geräusche gemacht und meine Finger sind immer noch leicht geschrumpelt vom dauernden Kochtöpfe spülen. Denn die werden auch in der besten Maschine einfach nicht sauber und verlangen nach traditioneller  Handarbeit.
Während dieser Feiertage gebe ich mich jedesmal auf, d.h. ich gebe mein kleines, liebes Ich an einem Schalter ab. Lasse mir allerdings eine Marke geben, um mich dann kurz vor Silvester wieder abzuholen. Die Weihnachtsfeiertage stehe ich nämlich voll ehrlicher Hingabe meiner Familie zu Diensten. Ja, das mag erstaunen. Aber es macht mir wirklich Spaß zu kochen und zu brutzeln, den Tisch zu decken und abzudecken. Leckereien zuzubereiten und für jeden das richtige im Kühlschrank zu haben. Da gilt es u.a. die Lachsliebhaberin, den 8-Eier-mit Zwiebeln-Rühreier -Fan, die vegane-Maus und den frisches-Brot-Liebhaber-Herr-des-Hauses zu versorgen. Wenn dann noch liebe Freunde und nahe Verwandte, wie Bruder, Schwägerin, Cousinen und Nichten auftauchen, wird die Logistik der Nahrungsmittelbeschaffung und Präsentation noch ausgefeilter. Alles für alle frisch über die Feiertage auf den Tisch zu bringen setzt fast schon ein betriebswirtschaftliches Studium voraus mit Zusatzausbildung in Controlling und Logistik! Ich bin nur froh, wenn es kalt ist und ich alle Vorräte draussen horten kann. So entgehe ich wenigstens Jahr für Jahr dem Kauf eines zusätzlichen Kühlschrankes. Und dann die täglich neuen Aufgaben: wer mag welches Ei wie gekocht? Hier keine Kohlehydrate, da bitte Salzbutter, Salat bitte nur mit Olivenöl, Käse? Ja, Käse schon, aber nur Ziege. Körnerbrote hier und Weissmehlhörnchen da. Lamm, nein danke, Truthahn geht. Bitte kein Paprika, Knoblauch nur wenig. Hier Cola light, da bitte nur Wasser, aber ohne Kohlensäuren.
Diese ganzen Feinheiten des Haushaltsmanagements bekomme ich nur in den Griff, wenn ich  - wie gesagt - mein eigenes Ich "abgebe" und mich mit ganzem Sein diesen Aufgabenstellungen widme. Das führt dann leider auch dazu, dass ich erstmal keines meiner wunderbaren Weihnachtsbücher lesen kann. Diese, meine Weihnachtsleidenschaft muss warten, bis ich wieder mein Ich am Schalter abhole. Was ich nach 3 Tagen Tätigkeit als Hausgeist, Putz- und Küchenmamsell dann auch sehr gerne mache. Meine Familie zuckt kurz zusammen, wenn ich mehr oder weniger von jetzt auf nachher die Schürze in die Ecke werfe und lautstark meinen Hausfrauenboykott mit folgenden Worten ankündige: "Say goodbye, ich fang jetzt an mit dem ersten Weihnachtsschmöker." Großes Gejaule, jeder weiß, dass ich dann verschollen bin und Küche und Mahlzeiten mich von da an null und nicht interessieren und die Meute auf sich gestellt ist. Plätzchenteller? Selber machen! Frühstückstisch? Selber decken! Spülmaschine? Selber ein-und ausräumen, so lautet die Devise, bis ich mich durch meinen Wälzer durchgearbeitet habe. Da ich mir immer sehr dicke Schmöker wünsche, kann das trotz meiner Lesegeschwindigkeit schon dauern.
Ich klinke mich so richtig aus. Und fühle mich wunderbar dabei.
Ist das Buch gut, dann unterbreche ich ab und zu, um nicht nur über die Worte und Zeilen zu galoppieren, sondern bewußt zu lesen. Dazu gehören Pausen. Um mein Lesetempo ein bisschen zu drosseln. Und in den Pausen schiebe ich zur Freude der Familie mal schnell noch einen Braten in den Ofen. Wieder eine Stunde lesen, dann eile ich ganz kurz erneut zum Ofen und schalte auf 80 Grad runter. Niedergaren heißt die Methode. Das kann stundenlang dauern, unter 4 Stunden geht da fast nichts.  Dem Braten passiert nur sanftes Garen und ich kann beruhigt weiterlesen.  Bei der Weihnachtsente hatte ich so 5 Stunden Ruhe. Das hat gereicht, um richtig schön vorwärts zu kommen in dem brutalen Weihnachtskrimi. Und sechs Leichen später war ich blass und bereit für eine größere Pause. Das Tranchieren der Ente erledigte ich wie in Trance. Es ging seltsam gut von der Hand.
Und weil ich ja das Küchenmanagement während des Leserausches komplett abgebe, passieren unerwartete Dinge. Die neue Küchencrew hat zum Beispiel die "Sättigungsbeilage" anders gestaltet, als sonst: statt runder Knödel gab es welche in Würfelform. Wir sind uns noch nicht einig ob diese Kreation in die Familienanalen als Quadrödel, Quanödel oder Wünödel eingehen soll. Auch diese Entscheidung werde ich entspannt der neuen Küchencrew überlassen, denn es liegen glücklicherweise noch zwei weitere Weihnachtsschmöker unter dem Baum, die auf mich warten. Wer wollte da über Wortkreationen grübeln? Ich jedenfalls nicht!

Der letzte Post im alten Jahr!
Schön war´s in 2013 - ich hoffe bei Ihnen auch!

Herzlich gegrüßt von mir!


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