Samstag, 14. Dezember 2013

Nur noch 10 Tage!


Ich habe was neues, was der Mensch eigentlich nicht braucht: eine Weihnachtsapp mit countdown Funktion. Da rieseln die Schneeflöckchen die App entlang, es scheppert sanfte Weihnachtsmusik im Hintergrund und die Tage werden Richtung 24.Dezember heruntergezählt.  Deshalb gleich die gute Nachricht: es sind nur noch 10 Tage bis Weihnachten. Tja, sagen Sie, das ist doch eigentlich höchst unerfreulich. Nur noch 10 Tage fürs Plätzchenbacken, nur noch 10 Tage  für den Geschenkemarathon, nur noch 10 Tage fürs Mail-und Kartenverschicken. Apropos, neues Thema:  diese unglaubliche Unsitte, dass jetzt nur noch Weihnachtsmails verschickt werden. Hat es sich noch nicht herumgesprochen, dass ein handschriftliches Kärtchen einen ganz besonders persönlichen Duft verströmt?
Also wie gesagt, die einen jammern wegen der lausigen 10 Tage.
Und die anderen, die haben schon alles im Kasten, die Päckchen türmen sich in einer geheimen Ecke, frisch verpackt und weihnachstselig. Die Plätzchen liegen liebevoll gestapelt in schönen Metallkistchen und entspannt werden Kerzen angemacht und Teestündchen in Muse zelebriert. Und die Vorfreude steigt, der Adventszauber ist bereits eingekehrt und man, auch ich, kann es kaum erwarten. Wie in Kindertagen erscheinen da 10 Tage gaaaanz schön lang. Ich will endlich die glänzenden Augen sehen, die überraschten Blicke, ich freue mich aufs gemeinsame Schmausen und die langen Nächte. Obwohl ich ja sonst gerne früh ins Bett gehe, aber an Weihnachten werden alte Erinnerungen wach und gelebt. Haben Sie so etwas auch, ein Bild von sich, als sie noch unter 10 Jahren waren? Ich sehe mich spät nachts, bäuchlings und alleine unterm Weihnachtsbaum mit dem dicken Sammelband "Pippi Langstrumpf" von Astrid Lindgren. Bei der Stelle, als Pippi Langstrumpf auf Seite 197 unten rechts von Malli, dem Hausmädchen ihrer Großmutter erzählte, bin ich damals vor Lachen beinah erstickt.

Da hilft fürs Verständnis nur ein direktes Zitat:

"So was von einem guten Mädchen wie die Malli gibt es nicht wider, hat meine Großmutter gesagt. Denken Sie nur, einmal an Weihnachten, als Malli ein ganzes gebratenes Ferkel servieren sollte, wissen Sie, was sie da gemacht hat? Sie hatte im Kochbuch gelesen, dass das Weihnachstferkel mit gekräuseltem Papier in den Ohren und einem Apfel im Mundserviert wird. Und die arme Malli hatte nicht begriffen, dass Ferkel den Apfel im Mund und das gekräuselte Papier in den Ohren haben sollte. Das hätten Sie sehen sollen, wie sie am Weihnachtsabend mit dem gekräuselten Krepppapier in den Ohren und mit dem großen Gravensteiner im Mund hereinkam. Großmutter sagte zu ihr: "Du bist ein Schaf" und Mali konnte ja kein Wort zu ihrer Verteidigung hervorbringen, sondern wackelte nur mit den Ohren, so daß das gekräuselte Papier raschelte."

Mir rannen damals vor Lachen die Tränen über die Backen und ich konnte nicht mehr aufhören zu kichern. Jedes Jahr muss ich daran denken und hole mein altes Buch Jahrgang 1967 wieder aus einer Kellerkiste. So ganz tief ist das Lachen nicht mehr wie bei der ersten Leseüberraschung. Aber grinsen muss ich immer noch und überlege jedes Jahr, ob ich nicht doch auch mal meiner Familie in dieser Art und Weise einen Weihnachtsbraten auftischen soll.
Da es dieses Jahr aber Truthahn gibt, wird das deutlich schwieriger mit einer innovativen Präsentation. Gravensteiner Apfel in den Mund stecken, das geht ja noch. Aber die sogenannten papillotes poulet, die weißen Hähnchenmanschetten, die man zu Dekozwecken dem gerösteten Geflügel über die Beine streift, die kriege ich garantiert nicht über meine Handgelenke.

Es sind ja noch 10 Tage. Sicher fällt mir noch was kreatives ein, um die Tafelrunde angemessen zu erheitern.

Ich wünsche Ihnen morgen einen wunderschönen 2.Advent!






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