Montag, 16. Dezember 2013

Eine Bio-Tanne bitte...


Ja, kaum zu glauben! Heute habe ich die Aufforderung gelesen zu Weihnachten eine Bio-Tanne zu kaufen. Alles nur noch bio! Jetzt auch der Weihnachtsbaum. Der kommt normalerweise mit aufrechten Wuchs, tiefgrünem Schimmer und makelloser Spitze meist aus den nordischen Ländern und aus dem Kaukasus zu uns. Schon Monate vorher gefällt worden, lange gereist und deshalb ohne rechtes Durchhaltevermögen für Feiertage in warmen deutschen Wohnzimmern. Der arme Weihnachtsbaum ist in reinen Monokulturen groß geworden, wurde dort in schöner Regelmäßigkeit gegen alles mögliche gespritzt, was eventuell bei ihm zu ungewünschten Unregelmässigkeiten hätte führen können. Das Spritz-Zeug klebt am Stamm, an den Nadeln und sonst wo. Und wir holen uns das dann ins Wohnzimmer. Na super.
Tja, bei 30. MIO verkaufter Christbäume in deutschen  Landen wird die Nachfrage eben hauptsächlich durch diese plantagengewachsenen-langzeitreisenden Bäume gedeckt. So ist das einfach.

Inzwischen hat aber auch der heimische Landwirt den heimischen Markt entdeckt.
Im Würzburger Landkreis entstehen explosionsartig an allen möglichen Ecken große Christbaumplantagen. Es wird gezäunt, was das Zeug hält, die Natur wird zurückgedrängt. In  diesen Christbaumplantagen kreucht und fleucht schon lange nichts mehr. Auch hier wird nämlich gedüngt und gespritzt ohne Ende. Da singt höchstens mal ein verzweifelter, verirrter Piepmatz. Die Monokultur wird mit allen Mitteln installiert, um dann in spätestens 10 Jahren die erste "Ernte" einzufahren. Die erfreuliche Rendite lässt sich bei einem Einstandspreis von 1,-€ pro Jungpflanze und einem durchschnittlichen Verkaufspreis von 50-80 € schnell auf dem Papierdeckel ausrechnen.

Aber wir wollen natürlich auch nicht auf den Baum verzichten. Was also tun?
Ein Christbaum, der auf einer Sonderfläche gewachsen ist, d.h. unter Strommasten oder Leitungstrassen, der wäre eine einigermaßen akzeptable Alternative. Aber ich habe noch nie an den Bäumen einen "Herkunftsnachweis" gesehen. (Die EU-Kommision wird das neben gradlinigen Gurkenentschiedungen bestimmt auch noch richten.)

Vor allem, wo und wie treibe ich wenigstens einen ungespritzten Nadelbaum aus heimischen Wäldern auf? Verbessert der Ankauf eines bayerischen Baumes die Ökobilanz wirklich nachhaltig, wenn man mit einem großen Auto oder Anhänger viele Kilometer dafür fahren muss?
Was für eine Zwickmühle!
Jedenfalls haben wir uns auch dieses Jahr wieder entschlossen einen heimischen Baum zu erstehen, in der nächstmöglichen Umgebung von Würzburg. Natürlich wird der Weihnachtsbaum selbst geschlagen. Und wir sind gerne bereit auch einen Individualisten zu nehmen: einen krummen oder schiefen Baum.
Am Ende seiner Laufzeit bekommt er von uns also ein wunderschönes, glitzerndes Kleid aus großen und kleinen Kugeln und Schleifen. Auch wenn der Christbaum eine krumme, gar keine oder sogar zwei Spitzen haben sollte: wir schmücken ihn aufs feinste! Wir bestaunen ihn, werden unsere Päckchen darunter verstecken, werden vor ihm singen und Weihnachtsgeschichten lesen. Egal ob Bio oder nicht, bevor er dann zu Brennholz wird, soll der Baum es nochmals richtig schön bei uns haben.


Einen guten Start in die letzte Adventswoche!

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