Samstag, 28. September 2013

Das Rezept mit dem Helm

Zutatenliste:

man nehme:

1 sonnigen Freitag Nachmittag
2 Fahrräder
1 liebe Freundin G.
2 Satteltaschen (leer)
1 paar bequeme Schuhe und
1 Helm

Zubereitung:
Helm aufsetzen, Freundin ansmilen und von Würzburg am Main entlang gemütlich Richtung Ochsenfurt cruisen. Sonne genießen, herbstliche Landschaft bewundern.

In Randersacker einen Stopp einlegen, Helm absetzen, 2 Federweißer zischen, 3 wenig-schöne-aber-praktische Kanister mit Federweißer kaufen und in die noch leeren Satteltaschen stecken. Dann super glücklich und beschwingt weitercruisen.

Dieses Rezept garantiert erfreuliche Mengen von Glücksgefühlen, Kichereinheiten, Unbeschwertheitsmomenten und komplikationsfreie Serotoninausschüttung!

Wundervoller Herbst in Good old Germany!


P.S.
In Deutschland gibt es in Weinanbaugebieten um diese Jahreszeit "neuen Wein", "Blitzler" oder "Federweißer". Das ist weißer, manchmal auch roter Traubenmost, der ungefiltert ist und bei dem die Gärung gerade eben erst angefangen hat. Lecker dazu: warmer Zwiebelkuchen vom Blech!


Montag, 23. September 2013

Jetzt geht's um die Wurst! Metzgerei Dotzel!

Also ich bin ganz ehrlich: an mir ist noch kein Metzger reich geworden. Ich gehöre zwar nicht zu den eingefleischten Vegetariern, aber ich komme auch wunderbar mit leckerem Grünzeug ohne Fleischbeilage klar. Das betreibe ich nicht fanatisch, sondern weil ich gerne so esse. Natürlich weiß ich, dass die Geschmäcker in Sachen Ernährung verschieden sind. Da gibt es Veganer, lacto-ovo Leute, die no-carb-Fraktion, die Green-Smoothie Leute. Alles wissenschaftlich belegt, alles mit missionarischem Eifer in Zeitschriften gepredigt.
Heute so und morgen schon wieder was Neues. Und das Neuste natürlich immer das einzig Wahre.

Ich gehöre keiner dieser Fraktionen an, sondern esse, was ich mag und worauf mir der Sinn steht. Da steckt ja schon alles drin in dem Wort Sinn. Auf was habe ich Lust, was lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen? Mein Körper wird da doch sicherlich die richtigen Signale senden und das wollen, was er auch braucht.
Dazu gehört, bei aller Liebe zum Grünzeug, auch ab und zu einmal ein guter Braten oder etwas Schinken. Sehr selten Wurst, denn da weiß ich immer nicht, was da so alles reingesteckt wurde.
Und wenn: höchstens vom Metzger.
Da bin ich nämlich wählerisch.
Ich kann wirklich nicht verstehen, dass das Label der Jeans eine größere Rolle spielt als die Herkunft von dem, was wir essen.

Und die Infos von der fleischverarbeitenden GrossIndustrie sind doch alarmierend, zuviel Wasser, zuviel Chemie, zuviel Fett, zuviel gesundheitsschädliches Phosphat verwurstet und das Fleisch was-weiß-ich-woher.
Beim guten Metzger sieht das alles anders aus. Der arbeitet nach traditionellen Rezepten, "streckt" nicht mit Wasser und verwendet qualitativ hochwertigen Zutaten. Die Zubereitung, z.B. der Reifeprozess des Fleisches, das Einlegen in Lake, das Räuchern oder das Kochen, all das dauert richtig deutlich länger als in der Großindustrie. Guter Geschmack braucht Zeit.

Heute gibt's deshalb mal eine Schinkenprobe von so einem traditionellen Betrieb aus Würzburg, der Metzgerei Dotzel:

Mein persönliches Urteil als "selten-Schinken-Esserin"?
Alles ganz feine, gekochte Metzgerschinken!! Die schmecken anders, als die Industrieschinken. Mild, sehr angenehm im  Geschmack, vor allem saftig. Mein Favorit: der Nusschinken! Und der Herr des Hauses mochte den eckigen und den Backschinken am liebsten. Dazu nur ein bisschen Brot und ein paar Gürkchen, mehr nicht. Der Senf stand auf einmal nur dekorativ herum.
Richtig lecker war´s!




Oben links ist der Knochenschinken, das kleinere daneben ist gegrilltes Kassler - bei der Peperoni liegt der Rosmarinschinken, halb auf dem Knochenschinken liege der Nussschinken, daneben der Backschinken mit Schwarte, unter Messer , Gabel liegt der Backschinken ohne Schwarte, unten links dann Wacholderschinken und anschließend eckiger Schinken (links neben den Gürkchen)



PS.
Wen es interessiert / Thema gesundheitsschädliches Phosphat:
http://www.wdr.de/tv/markt/sendungsbeitraege/2013/0708/scanner_Phosphat_neu.jsp


Il Bussetto

Reparierte Trachtentasche abgeholt, die beim Oktoberfest zum Einsatz kommen soll.
Am Kassentisch gestanden.
Diese niedlichen Geldbörsen entdeckt.
Handgearbeitet, original aus Italien, in wunderschönen Farben!

Il Bussetto..
...was für ein niedlicher Name... ;-)

Schwach geworden:

Pink für mein Pinke-Pinke.
;-)


Lederladen Marktgasse 9 in Würzburg

Dienstag, 17. September 2013

Die 1 Millionen-€ Frage - oder "Jauch lacht"

Eigentlich wollten der Herr des Hauses und ich ins Kino gehen. Und uneigentlich sind wir zu Hause versackt. Nein, nicht bei einer neuen Weinempfehlung von Frau Zürn... es gab nur Tee und anregende Gespräche. Auslöser war das Wort Triticale, womit wir hier schon bei der 1 Millionen€ Frage wären:

Wer oder was ist Triticale?

Da der erfahrene Leser sicher sofort Wikipedia anwirft, werde ich ohne Umschweife die Lösung schnell selbst präsentieren.
Wir redeten uns an jenem Abend nämlich um Kopf und Kragen über Getreide und Mehl. Ja, das sind so Themen, die sich ergeben, wenn die Felder abgeerntet sind und man so hilflos einem unbekannten Wort wie Triticale ausgeliefert ist.
Der Herr des Hauses, bewaffnet mit dem ipad - und ich ausgestattet mit dem klassischen Meyers Lexikon, wir haben alles hinterfragt, alles in Frage gestellt und vieles gelöst und geklärt. Wie kleine Kinder haben wir im Sandkasten der Fragen gewühlt und so manches zu Tage gefördert.
Die zweite 1 Millionen € Frage hat sich dann wie von selbst entwickelt.

Was ist Emmer, was ist Kamut?

Um die Lesezeit nicht überzustrapazieren, hier eine kurze Zusammenfassung unserer abendlichen Forschungen:

1. Emmer und Einkorn waren die ersten Weizensorten, damit quasi die Urformen unseres heutigen Getreides - Anbaugebiet Vorderer Orient immerhin im Jahre 7800 v.C.!
2. Aus dem Einkorn entstanden die Sorten Kamut und Hartweizen.
3. Grünkern ist in der Milchreife geernteter Dinkel, der dann geröstet und getrocknet wird.
4. Buchweizen ist kein Getreide, sondern ein Pseudogetreide und gehört zur Gattung der Knöterichgewächse
5. Das Weizengenom ist 5 mal so lang, wie das Genom des Menschen
6. Hartweizen wird in Deutschland kaum angebaut; aber in Italien (wegen der Pastaproduktion)
7. China ist der größte Weizenproduzent, Deutschland liegt an 9.Stelle und die Schweiz ist Schlusslicht.

Und wann lacht Jauch? 

werden Sie jetzt noch wissen wollen.
Jauch lacht, wenn auf die 1 Millionen € Frage "was ist Triticale?" richtig geantwortet wird,  nämlich dass das eine neuere Züchtung aus Roggen und Weizen ist, die besser mit den kühleren Klimazonen klarkommt.
Vielleicht sollte ich die Frage ja mal zu Günther Jauch einsenden?
(...sprach´s und bestellte erst mal Emmer zum Brotbacken.)




Sonntag, 15. September 2013

Spätzle und Co...

Impression Schwabenwaffe und fertige Spätzle...



Impression sanft gegarte Hirschkeule, Wirsinggemüse, Spätzle...
vor lauter Begeisterung unscharf fotografiert ;-) ...






Frau Zürn empfiehlt ... "Bürgerspital"!

Nee... Ich wollte nicht wirklich einen heimischen, fränkischen Roten erwerben. Nee, nee, nee! Aber Frau Zürn hat mich mit einem begeisterten Augenaufschlag weichgekocht. Ich war skeptisch, ich war fast nervös. Einen "hiesigen" Rotwein, im Barrique gereift? Ich greife für Wildgerichte gerne zu Weinen aus Rioja,  so um die 6€. Diese Vorgehensweise habe ich einer Aussage meiner Freundin B. aus Trier zu verdanken, die - immerhin eine Winzertochter! - meint, dass es wunderbare Weine deutlich unter 10,-€ gibt. Und nun ein Spätburgunder& Domina 2009 für fast 14,€... Schluck... Man gönnt sich ja sonst nix. Ich widerstehe der Versuchung die Flasche vor der Kasse heimlich in einem Regal zu deponieren und trage sie bezahlt nach Hause.
Und dann?
SENSATIONELL!
Ein Cuvee aus dem Hause Bürgerspital Würzburg, der perfekt zum Essen passt. Eine weitere großartige Empfehlung von Frau Zürn zu unserem Sonntagsessen: 
Unter "igrill Aufsicht"niedergegarte Hirschkeule, die Sauce mit 1961er Armagnac abgeschmeckt, Wirsinggemüse und hausgemachte Spätzle! Ja, ihr lieben Freunde aus Heilbronn! Ich kann Spätzle machen - mit dem über 50 Jahre alten Spätzle- Macher meiner Mutter!! Die hat sich damals nicht übermässig gefreut, als sie das Teil zu Weihnachten bekam. Gleich in doppelter Ausführung vom liebenden Ehemann und von der lieben Schwiegermutter. Und ich? Finde diese Schwaben-Waffe großartig und die Spätzle sind super geworden.

Ich grüße mit vollem Bauch am Sonntag!

Freitag, 13. September 2013

Gartennews: Krötenschwimmunterricht

Heute mal ein Mini-Video-Clip! Habe schon wieder große und kleine Kröten entdeckt. Die suchen sich wohl gerade ein schönes Winterplätzchen bei uns. Eine Mini-Kröte habe ich für´s Schwimmen begeistern können ...



Donnerstag, 12. September 2013

Ein französisches Schätzchen

Ich habe sooo gesucht!
Tagelang, stundenlang, die letzten Umzugskisten durchgewühlt, alle in Frage kommenden Schränke durchforstet. Weg ist weg. Einfach nicht gefunden. Für mich sehr traurig, wenn auch nicht für jeden nachvollziehbar, denn es geht schlicht und ergreifend um ein vermisstes Buch.

Ich liebe richtige Bücher, die riechen, die knistern, die man als Schreibunterlage benutzen kann. Bei einem echten Buch - gibt es unechte Bücher, frage ich mich? - lassen sich Papierecken in die Seiten knicken, da könnte man - was man natürlich nicht tut - schnell das Ende überfliegen, man kann immer wieder den Einband liebkosen und man kann mit Recht schimpfen, weil bei der Mini-Typografie ohne die verlegte Lesebrille diese Leserei so mühsam ist.
Mein vermisstes Buch ist so ein echter Schatz.
Eigenartiges Format, seltsames Petrolblau als Titelhintergrund, wunderlich gesetzter Titel. Aber der Inhalt! Leute, der Inhalt ist so fantastisch! Jede Seite ein Genuß!

Verdammt! Wo ist mein Kochbuch aus Nizza?

Ich habe es aus den Augen, aber nicht aus dem Herzen verloren.
Die Buchseiten waren schon vergilbt, das Papier roch schon seltsam wie Omakeller. Aber diese Erinnerungen, die an diesem Kochbuch kleben, kann ich kaum beschreiben.

Ich war vielleicht 15 Jahre alt, als mein fürsorglicher Vater meinte, etwas für meine mageren Französischkenntnisse tun zu müssen. Und so landete ich einen Sommer an der Cote d´Azur bei einer alleinerziehenden Mutter mit Tochter und Sohn.
Alles war großartig in Südfrankreich: das Wetter, der Mini-Sprachkurs mit nur drei Schülern, die Wohnung der Gastfamilie und aber vor allem eben Madames Kochkünste. Sie hatte sehr schnell erkannt, dass ich zur Sorte der Schleckermäulchen gehörte - was sich übrigens bis heute nicht geändert hat - und ich auch den aufregendsten Gerichten aufgeschlossen gegenüberstand. Und so kam es, dass wir gemeinsam über den Markt schlenderten und mit Bergen von wunderbaren Früchten und exotischem Gemüse nach Haus kamen. Wir standen stundenlang in dieser für damalige Verhältnisse modernen Küche. Den wunderbaren Meerblick aus der Küche habe ich erst ziemlich spät entdeckt, denn unsere Köpfe hingen ja entweder über Rezepten oder über dem Schneidbrett oder Kochtopf.
Wir kochten echtes - die Betonung liegt auf ECHT - Ratatouille  und probierten (für mich damals) "verwegene" Rezepte, wie überbackene Muscheln, aus. Jeden Tag blubberte etwas neues, wunderbares aus der "wahren provencalischen Küche" in den Töpfen, angereichert mit einem kleinen Exkurs in den Dialekt, der in Südfrankreich gepflegt wird.
Zum tränenreichen Abschied gab es dann von dieser netten Madame, was aus ihr wohl geworden ist?, ein Kochbuch mit dem wunderbaren Titel:

Die Küche der Grafschaft Nizza.
"La cuisine du comté de Nice"

Aufgeschrieben im Jahr 1972 vom Bürgermeister von Nizza, Jacques Medecin, höchst persönlich. Eine Sammlung von traditionellen Rezepten, die sich von der französischen Küche ziemlich unterscheiden. Denn Nizza gehört erst seit 1860 zu Frankreich und war vorher auch kulinarisch eigenständig.

In dem vermissten Kochbuch war besonders das Rezept von den gefüllten und frittierten Zucciniblüten einfach umwerfend.
Und wissen Sie was? Genau dieses Rezept kann ich jetzt wieder nachkochen.  :-)
Nein, ich habe keine Ersatzausgabe des Kochbuchs für ein gefühltes kleines Vermögen im Antiquariat gekauft. Ich habe einfach nochmal gesucht. In aller Ruhe. Und da stand es dann plötzlich, das Buch, sogar in der Kochbuchreihe, wo es ja hingehört. Ganz verloren hinter einem dicken blöden Backbuch.

Meine Güte war ich glücklich, als ich mein franzöisisches Schätzchen wieder hatte!
Sie werden noch ein paar Rezepte zu lesen bekommen, nur das Rezept mit den Zuccinblüten muss jahreszeitenbedingt warten bis nächstes Jahr.


Montag, 9. September 2013

Frau Zürn empfiehlt...

Bitte fragen Sie Frau Zürn! Im Edeka-Markt Würzburg, Randersackererstrasse steht DIE Sommeliere in Würzburg!! Verraten Sie, was Sie kochen wollen und Frau Zürn sagt Ihnen, was Sie dazu trinken sollen.
Ich habe heute gekocht:  pochiertes Rindsfilet und Kalbsfilet auf Wurzelgemüse, Salat und Kräutern. Frau Zürn hat als Aperitif einen Lillet auf  Eis und einen Blanc de Noir Spätburgunder 2012 von Höfling/Eußenheim zum Hauptgericht empfohlen. Dieser hellgekellterte Spätburgunder - ein "maskuliner Wein"!- war die perfekte Empfehlung!
Also: fragen Sie unbedingt Frau Zürn!


Samstag, 7. September 2013

Henry´s Lunch am Samstag






Kartoffelsuppe mit Zwetschgenkuchen


Eine Hommage an meinen Vater:
Er liebte deftige Kartoffelsuppe mit saftigem Zwetschgen-Kuchen. 
Beides kam bei uns gleichzeitig auf den Tisch und wurde zusammen verspeist. 
Süß und salzig, eine großartige Kombination. So einfach zuzubereiten und so schmackhaft!

Kartoffelsuppe:

Ca. 500g Kartoffeln schälen, waschen, vierteln und in 1 l Brühe weichkochen. Separat kleingehackte Zwiebeln glasig dünsten, Speck anbraten.
Die Kartoffeln in der Brühe mit dem Pürierstab fein zerkleinern.
Zwiebeln und Speck, Pfeffer und Thymian oder Majoran und einen Schuß Sahne nach Belieben dazu geben. Abschmecken!


Zwetschgenkuchen:

Mürbeteig kneten aus 250g Mehl, 75g Butter, 75 g Zucker, 1 Ei, Prise Salz, 1/2 Teelöffel Backpulver
In einer Springform Boden und Rand auskleiden und die Form dann kurz in den Froster stellen.

Den Mürbeteig bei 180 Grad ca 15 Minuten blindbacken, d.h. entweder Backtrennpapier in die Form legen und getrocknete Erbsen draufschütten oder Alufolie an den Rand pressen, so daß die Teigränder beim Backen nicht "herunterschmelzen".

Währenddessen die Zwetschgen entsteinen.
Dann den Mürbeteigboden damit belegen und erneut 15 Minuten backen. Mit Zimt bestreuen.
(Evtl.die Zwetschgen noch in einen kleine Menge Griesbrei betten, auch lecker!)

Ein herrlich schnelles Samstag-Essen!
Guten Appetit!





Donnerstag, 5. September 2013

Die französische Cousine oder eine Geschichte des Lächelns

Naja, eigentlich ist sie nicht aus Frankreich, die Cousine. Sie hat ziemlich deutsche Wurzeln. Aber weil sie jetzt schon so lange französische Luft atmet, heißt sie bei uns die "französische Cousine". Was sie so treibt, fragen Sie? Nun ja, das ist nachzulesen in dem wunderbaren Blog "au fil des mots". Dort schreibt sie über ihr Leben als "Neigeschmeckte", soll heißen als Deutsche unter Franzosen. Und da gibt es einiges zu berichten, was uns hier jenseits des Rheins doch ein amüsiertes Lächeln ins Gesicht zaubert.
Auch ich trage zur Zeit so ein Frankreich inspiriertes Lächeln im Gesicht, was ich mir höchst persönlich und höchst unerwartet wie einen Schnupfen, gestern in einem Pariser Postamt geholt habe.
Da stand ich Schlange für eine kleine, notwendige Briefmarke, denn ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, altmodisch eine Postkarte zu verschicken. Email und SMS kann ja jeder! Aber wer beherrscht schon bei all dem Computergedöns noch das Thema " leserliche Handschrift"? Wie gesagt, ich stand also mitten im 8.Arrondisment unter lauter Franzosen in der Schlange und registrierte flüchtig rechts von mir einen Automaten mit der fetten Aufschrift "gagner du temps", was so viel wie "Zeit sparen" heisst. Sehr verlockend, dachte ich. Also scherte ich erfreut aus der Schlange aus. Mein erster Blick ergab, dass man mit dem Ungetüm vollautomatisch frankieren konnte, was mich magisch anzog, denn ich liebe Technik. Ein zweiter Blick pendelte zwischen verschiedenen Pictogrammen hin und her und ich kam enttäuscht zu dem Schluss, dass der Automat keine einzelnen Briefmarken ausspucken würde, sondern nur Briefmarkenheftchen. So viel schreiben wollte ich dann doch nicht, also nichts mit Zeit sparen: ich stellte mich erneut in der Schlange an, natürlich wieder ganz hinten. Als ich endlich an die Reihe kam, entnahm ich dem Wortschwall der ruppigen Pariser Postbeamtin, dass ich die Maschine völlig missverstanden hatte. Briefmarken am Schalter? Nee, NUR NOCH am Automaten, gleich welche Menge, also auch einzelne Marken. Irgendwie hörte ich Schadenfreude. Erneut schwenkte ich in Richtung  Zeispar-Automat. Hatte ich schon gesagt, dass ich dabei ein Ungetüm von Koffer, eine Handtasche und zwei wohlgefüllte Taschen mit Croissants, Baguette, Ziegenkäse und diversen Pasteten im Schlepptau hatte? Nun ja, jetzt wissen Sie' s und haben sicher ein Bild vor Augen... (Nicht so laut lachen!)
Mir strahlte wieder diese Aufforderung "Hier Zeit sparen" entgegen. Was sich einfach nicht zu realisieren schien, denn zwischenzeitlich hatte sich auch am Frankierautomat eine Schlange gebildet. Und als ich endlich, endlich dran kam, umgab mich bereits ein kräftiges Ziegenkäseduftwölkchen, das aus einer meiner Tüten stieg, ich hatte leichte Schweißperlen auf der Oberlippe und die Handtasche war gefühlte 10 Mal von der Schulter gerutscht. Überglücklich warf ich meine kleine Postkarte auf die oben auf der Maschine befindliche Waage, die meinem Schriftstück ein beindruckendes Gewicht von 3,5 g bescheinigte. Die nächsten Minuten arbeitete ich mich mühsam durch das Programm, drückte hier und drückte da und hielt irgendwann triumphierend einen fast postkartenlangen Streifen in der Hand. Das sollte eine Briefmarke sein? All der Aufwand für dieses hässliche Teil? Ich sehnte mich nach einem deutschen Postamt und ich schwelgte in Erinnerungen an diesen Klebergeschmack auf der Zunge, bis die Briefmarke endlich korrekt oben rechts in der Ecke der Karte klebt. Ich stellte frustriert fest, dass dieser selbstklebende, französische Lappen wahrscheinlich auch noch einen Teil meiner handschriftlichen Elegien überdecken würde. Mit so einem Monster von "Briefmarke" hatte ich nicht gerechnet. Schreibt die französische Cousine deshalb wohl lieber Blog statt Brief?
Irgendwie habe ich es dann doch geschafft und den Briefmarkenstreifen auf die Karte gepappt, unter dem massiven Druck der bohrende Blicke im Rücken.
Als ich endlich wieder an der frischen Luft war und auf die Uhr schaute, stellte ich erstaunt fest, dass ich fast 36 Minuten für den Briefmarkenkauf gebraucht hatte. Diese schlauen Franzosen!, dachte ich mir und musste amüsiert vor mich hinlächeln. Niemand spart mit dieser dummen Maschine Zeit, nur die Post spart an Mitarbeitern.
Und ehrlicherweise muss ich allerdings zugeben: ich habe doch gespart! Im wahrsten Sinne des Wortes, denn an diesem Nachmittag blieb keine Zeit mehr für weitere Einkäufe.
Außerdem beherrsche ich durch das beeindruckende Erlebnis eine weitere Maschine, wenn auch im fernen Frankreich.

Wenn das kein Lächeln wert ist? :-)

Sehen Sie meine kleine Postkarte oben auf der Waage?


P.s.
Eines ist sicher, um wirklich Zeit zu sparen, werde ich das nächste Mal kein französisches Postamt mehr aufsuchen, sondern meine Karten mit nach Hause nehmen und von dort aus verschicken. Liebevoll beklebt mit einer der wirklich wunderschönen, heimischen Briefmarken!

P.S. Natürlich heißt mein Blog athome24, aber auch echte Heimerle machen schöne Reisen, von denen sie dann athome erzählen und zehren ;-).