Samstag, 9. November 2013

Die geimpfte Eiche

Herbstzeit!
Nächste Woche hat sich zwar der Winter angesagt mit einem Temperatursturz gegen Null. Aber noch besteht der Herbst auf seine Zeit. Überraschend mild, weich und kuschelig ist´s diesen November. Heute morgen habe ich sogar mit dem Herrn des Hauses in einem schönen Würzburger Cafe-Bistro draußen frühstücken können. Die Sonne am strahlend blauen Himmel geht aus dem battle gegen die regengeschwängerten Wolken immer wieder als Sieger hervor. Deshalb wartet heute schon der Garten auf mich, für die letzten Laub-und Schnippel Arbeiten, für die letzten Umpflanzungen und Neupflanzungen. Dann aber, habe ich mir geschworen, dann ist Schluss mit Garten. Und ich wende mich - volle Kraft voraus! - den Wintertätigkeiten zu. Plätzchenrezepte vorsortieren und auswählen, Ideen für Weihnachtskarten hin- und herdenken und schon mal so Richtung Weihnachtsdeko schielen. Wird es ein bunter Baum oder greife ich dieses Jahr eher zu klassischem Schmuck?
Aber wie gesagt, das alles startet erst, wenn die Temperatur sich auch auf Wintermodus eingependelt hat.
Heute, im Garten, da genieße ich die letzten warmen Stunden. Und versuche was ganz Neues.
Ich versuche mich im Trüffelsuchen. Ja, richtig gehört! Angeblich gibt es nämlich unter unseren heimischen Eichen Berge des schwarzen Goldes zu finden. Da können die Italiener und Kroaten und Franzosen schon mal Stoßgebete gen Himmel schicken. Denn wenn in unseren Wäldern tatsächlich Tonnen der knubbeligen Pilze gefunden werden, dann geht der Run auf die ausländischen schwarzen Knollen dramatisch zurück. Wer würde sie nicht wollen, die heimischen, ökobilanzpositiven Trüffel? Ein Tartuffo aus dem Gramschatzer Wald oder aus dem Rothaargebirge. Das wär´s. Noch lieber wäre es mir allerdings, ich würde die Knöllchen auf unserem Grund und Boden, unter unseren Eichen finden. Ich liebäugle damit, den Nachbarshund abzurichten. Weil mir das Bild von mir mit dickem Wolljumper, gepunkteten Gummistiefeln mit Schaberchen und Bürstchen bewaffnet, die Nase am Boden auf Knien um die Eiche robbend, einfach nicht gefallen will. Mit chicem Hund sieht´s besser aus und ist sicherlich auch erfolgsversprechender, denn das gute Tier riecht 800x besser als ich!
Damit der Hund weiß, nach was er suchen soll, habe ich eine richtige Trüffel für ein gefühltes Vermögen erstanden. Sogar in Herzform, mit dem so aufregend anregenden Duft.
Alternativ nehme ich mir vor, wenn das mit dem Hund nicht klappt oder wenn partout kein Trüffel unter der Eiche zu erschnüffeln ist, dann greife ich zu Methode Nr. 2 :
dann pflanze ich eine neue kleine Eiche. Und zwar eine, die tatsächlich schon mit Trüffelsporen geimpftt ist. Ja, so was gibt´s im Internet zu kaufen! Habe ich gelesen. Und angeblich kann ich dann in 5 Jahren wirklich Trüffel ernten. Ein bisschen Geduld muss ich also mitbringen.
Und während ich noch so vor mich hindenke, wo ich die Trüffeleiche denn im Garten wohl am besten platziere, fällt mir ein, dass ich ganz schön Hunger habe.
Und mir läuft das Wasser im Mund zusammen, kein Wunder -  bei den Trüffelträumen!
Deshalb geht auf einmal alles ganz schnell: die "Hund-Trüffel-Ausbildung und-Such-Idee" wird  umgehend verworfen, dafür wird eine Eiche mit Trüffelsporen per Internet bestellt. Dann Spaghetti in den Topf, Zwiebeln angeschwitzt, helle Einbrenne gezaubert, Trüffelöl hinein, Spaghetti in der Soße geschwenkt, alles auf den Teller und frische Trüffel drüber geraspelt.
Heißhungrig rede ich mir die Situation zurecht: wer weiß, vielleicht hätte der Hund noch die goldene Knolle beim Üben verschluckt. Ganz klar die bessere Idee : Trüffel selber essen!

Glückselig wickle ich die Trüffelspaghetti um den Löffel.

Ein wunderbarer Samstag!


Keine Kommentare: