Donnerstag, 18. September 2014

YES or NO

In einer historisch gesehen wichtigen Zeit eine Schottlandreise zu machen, das hat sich einfach so ergeben und war unbeabsichtigt. Nun ist es unbeabsichtigt spannend. Und da ich neugierig bin ohne Ende, frage ich jeden und jede nach der Meinung. Ein Querschnitt durch viele Gesellschaftsschichten: Taxifahrer, Gastronomen, Wildhüter, Grundbesitzer, Schäfer und Schafzüchter, Kellnerinnen, Bankbeamte und Postboten und viele mehr. Und die Tendenz? Sie ging quer durch Schottland - und wir waren wirklich in allen Himmelsrichtungen unterwegs - immer zu YES. Überall nur YES-Schilder und YES-Stimmen. Mal in einem Acker ein "reingeackertes "NO", auch der Schafzüchter wählt NO. Aber ich weiß auch warum: der fürchtet um Subventionen. Angeblich wurden viele NO-Schilder durch Vandalismus zerstört.
All die vielen YES-Stimmen, die ich gehört habe, die waren ausschließlich emotional, getragen von dem Wunsch sich von England zu befreien, der bevormundenden Region im Süden, den hochnäsigen, alles entscheidenden Engländern. Die Schotten sind zutiefst in ihrem Stolz verletzt über die Behandlung in der Vergangenheit. Den Staatsbankrott und die dadurch gezwungenermaßen notwendige Eingliederung in ein Great Britain haben die Schotten nie verwunden. Immer wurden sie als die "Dummen" hingestellt, empfanden eine "secondclass-Behandlung" in der angeblichen Union. Groß Britannien : nur ein Titel, aber nicht getragen vom ehrlichen "Wir-Gefühl". Meine Frage nach handfesten Argumenten wurde von den YES-Vertretern mehr als selten beantwortet. Es wird in meinen Augen deshalb eine emotionale Entscheidung und mit Argumenten wie Nato, Atomschiffverlagerung, Pensionsaufteilungs-Problemen etc., da muss man dem leidenschaftlichen YES-Schotten erst garnicht kommen. Der will einfach endlich  die "da unten im Süden" loswerden, will alleine wirtschaften, die Mehrwertsteuer aus den Whiskeyeinnahmen für Schottland haben, die angeblich reichlichen Ölvorkommen alleine ausbeuten und nicht mehr gegängelt werden. Dieses YES ist auch  ein NO zur Politik in London und zu der Tatsache, dass der schottische Nationalstolz mit Füßen getrennten wurde. Eine schlechte Ehe nicht in Scheidung münden zu lassen, dieses Argument der NO-Bewegung zieht offensichtlich nicht.
Schottland "fühlt" sich stark genug alles alleine zu bewältigen. Immerhin stammen auch die wichtigsten Erfindungen aus Schottland: Bowman hat das  elektrische Licht erfunden. Bell das Telefon. Dolly wurde in Schottland geklont (die Wichtigkeit sei dahingestellt), Macmillan hat das Fahrrad erfunden, die Golfschläger und Antispetikamaschine kommen aus Schottland.
Und nun wollen sich die Schotten neuerfinden. Ich kann das verstehen. Und ich traue ihnen das zu, dass sie ungeahnte Kräfte entwickeln und es allen zeigen.
Meine Meinung? Es wird ein YES, denn die schottische Emotion ist kochgekocht und schäumt gerade über!







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